Im Frühsommer 1970 steht Triebwagen T 37 mit Triebwagenanhänger 103 im Bahnhof Dischingen bereit zur Weiterfahrt nach Neresheim. (Foto: Anton Gratzl)

Die Ausgangssituation

Nach der Stilllegung der Härtsfeldbahn 1972 wurde das Bahnhofsgebäude in Dischingen von der letzten dort arbeitenden Bahnagentin gekauft und von ihr bewohnt, ohne dass irgendwelche Änderungen an der Bausubstanz vorgenommen wurden - selbst die Fahrpläne von 1972 sind noch vorhanden. 

Nachdem die Besitzerin verstarb, stand das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Gebäude eine Zeit lang leer und wurde im Jahr 1999 von den Erben zum Verkauf angeboten. Da der Verein damals nicht in der Lage war, das Bahnhofsgebäude zu erwerben, wurde es von einem Vereinsmitglied erworben. Geplant war, die ehemaligen Diensträume dem Verein zur Verfügung zu stellen, und die Wohnräume zu sanieren und zu vermieten, um die Investitions- und Unterhaltskosten zu decken.
Nachdem der doch recht schlechte Bauzustand zum Vorschein kam und die Auflagen des Denkmalschutzes bekannt wurden, war an eine rentable Nutzung des Gebäudes zu Wohnzwecken nicht mehr zu denken. Der Eigentümer sah sich unter diesen Bedingungen nicht mehr in der Lage, das Gebäude zu erhalten und bot deshalb das Gebäude dem Verein zum Kauf an.

Leider hat die finanzielle Lage des Vereins damals den sofortigen Kauf nicht erlaubt. Das Bahnhofsgebäude verfiel zusehends. 

Schon im Jahr 1995 war der schlechte Zustand des Gebäudes deutlich erkennbar. Die Situation sollte sich in den nächsten zehn Jahren nicht verbessern. (Foto: Archiv Härtsfeld-Museumsbahn e.V.)

Inzwischen hatte sich die Situation grundlegend geändert

Dank des Förderprogramms LEADER+ der Europäischen Union war es möglich, für bestimmte Projekte enorme 70 Prozent der Investition bezuschusst zu bekommen.  Als sich abzeichnete, dass das Projekt zur Rettung des Bahnhofsgebäudes in Dischingen die Förderbedingungen erfüllte, startete der Verein die "Rettungsaktion Bahnhof Dischingen", mit der Spenden in fünfstelliger Höhe eingeworben werden konnten. Dazu wurde die Gemeinde Dischingen tätig und beantragte in Zusammenarbeit mit dem Verein die Förderung für den Erwerb und die Substanzsicherung des Bahnhofsgebäudes. Als der Zuschuss bewilligt worden ist, beauftragte die Gemeinde den Verein mit der Abwicklung der Sanierungsmaßnahmen.

Am Freitag, 16. September 2005, erwarb der Härtsfeld-Museumsbahn e.V. (HMB) das ehemalige Empfangsgebäude Dischingen der Härtsfeldbahn. Zu den Bedingungen der Förderung zählt, dass die Finanzierung und die künftige Unterhaltung des Gebäudes dem HMB obliegt. Außerdem muss das Gebäude in geeignetem Umfang für die Öffentlichkeit zu Informationszwecken über die Geschichte der Härtsfeldbahn zugänglich sein. Der Gemeinde Dischingen wurde ein Belegungs- und Nutzungsrecht sowie ein Vorkaufsrecht im Falle der Veräußerung eingeräumt. Anlässlich der Vertragsunterzeichnung bedankte sich Dischingens Bürgermeister Hitzler beim HMB für das enorme Engagement für den Tourismus auf dem Härtsfeld und freute sich darüber, dass das Gebäude nunmehr in besten Händen ist und einer guten Nutzung zugeführt werden kann.

Kurz darauf wurde mit ersten substanzsichernden Arbeiten begonnen. Dabei galt das Augenmerk vor allem dem teilweise schadhaften Dachstuhl. Das Nutzungskonzept sieht vor, dass die Diensträume im Erdgeschoss bei der Sanierung möglichst im Originalzustand erhalten bleiben sollen. In der ehemaligen Bahnagenten-Dienstwohnung im 1. Stock soll ein Versammlungsraum eingerichtet werden. Das Dachgeschoss wird als Depot und zur Vorbereitung von Sonderausstellungen genutzt werden. 

Inzwischen ist das Gebäude äußerlich in den denkmalschutzgerechten Zustand der 1950er/1960er Jahre zurückversetzt. Im Warteraum gibt ein Bilderrahmen Auskunft über die Namen der Spender, die zur Rettung des Gebäudes beigetragen haben. Allen daran Beteiligten sei hiermit sehr herzlich gedankt!

Das Gebäude im Jahr 2011 nach erfolgter Sanierung des Dachstuhls und der Fassade. (Foto: Hannes Ortlieb)

Mittlerweile ziert auch wieder ein Stationsschild das Gebäude. (Foto: Werner Kuhn)

Die Arbeit geht weiter

Im Inneren des Gebäudes dauern die Arbeiten jedoch noch an. Die seinerzeit eingeworbenen Spenden haben hierfür nicht ausgereicht und so ist der Verein weiterhin auf Spenden angewiesen. Das Spendenkonto hat die IBAN DE08 61450050 0110015301 bei der Kreissparkasse Ostalb, Aalen (BIC OASPDE6A). Als Verwendungszweck ist "Spende Dischingen" anzugeben. Für Spenden über 50,- Euro wird eine Spendenbescheinigung ausgestellt. Neben finanziellen Zuwendungen freuen sich die Härtsfeld-Museumsbahner auch sehr über neue Mitmacher!

Weitere Informationen zum Bahnhof finden Sie hier und auf der Bildergalerie.

Heute schon zu besichtigen

Einmal im Jahr, am Tag des offenen Denkmals am 2. Sonntag im September, ist der Bahnhof zu besichtigen. Dazu wird im Außenbereich eine sehr sehenswerte Modellbahn im Maßstab 1:22,5 aufgebaut. Auf dieser sind Modelle ehemaliger Härtsfeldbahn-Fahrzeuge - oftmals Einzelstücke in geradezu perfekter Detaillierung - unterwegs. Von der Endstation der Museumsstrecke aus verkehrt hierzu ein Oldtimerbus als historischer Schienenersatzverkehr stets im Anschluss an die Züge (und umgekehrt).

Für Gruppen werden auf Anfrage Besichtigungen angeboten.

Historischer Schienenersatzverkehr sorgt zum Tag des offenen Denkmals für die Anbindung des Bahnhofs Dischingen an die Schättere (Foto: Hannes Ortlieb)
Kleiner Bahnhof vor großem Bahnhof: Die "Buntbahner" warten zum Tag des offenen Denkmals auch mit Modellen der Härtsfeldbahn auf. (Foto: Hannes Ortlieb)