Zwei Neuigkeiten bei der Härtsfeld-Museumsbahn

Seit dem 1. Mai halten die Züge der Härtsfeld-Museumsbahn nun auch beim Haltepunkt Iggenhausen. Dieser Zwischenhalt konnte mit viel Eigenleistung der Vereinsmitglieder und mit einer namhaften Spende der Augsburg-Hochzoller Eisenbahnfreunde wieder ins Leben gerufen werden. An historischer Stelle und nach dem alten Plan hat die Firma Holzbau Klug aus Ballmertshofen die früher hier stehende „Offene Schirmhalle“ wieder errichtet – ein absoluter Blickfang. 

Der erste Zug am 1. Mai 2023, bestehend aus Triebwagen T 33 und TA 101, wurde am neuen Haltepunkt Iggenhausen vom Dischinger Musikverein mit einem Ständchen empfangen. Foto: Jürgen Ranger

Zum ersten wieder in Iggenhausen haltenden Zug am 1. Mai spielte der Musikverein Dischingen auf. HMB-Vorsitzender Werner Kuhn zeigte sich hoch erfreut, bedankte sich bei den Musikern und allen Mitwirkenden und meinte, dass er die dadurch entstehende Zugverspätung sehr gerne in Kauf nähme. 

Die Härtsfeld-Museumsbahner erhoffen sich durch den Haltepunkt eine weitere Steigerung der Attraktivät der Bahn. Durch die nun drei Unterwegshalte Steinmühle, Sägmühle und Iggenhausen ergeben sich vielfältige Wandermöglichkeiten ohne dass man gezwungen ist, zum Endpunkt der Bahn in Neresheim oder am Härtsfeldsee zu eilen. So erreicht man von Iggenhausen aus nicht nur den Härtsfeldsee und die Burg Katzenstein, sondern man kommt auch auf die Höhe zum Q-Hof, der im Sommer mit einem Maislabyrinth lockt oder zum Golfplatz am Hochstatter Hof.

In den letzten Tagen der Härtsfeldbahn war vom Haltepunkt Iggenhausen nicht mehr viel übrig geblieben. Nur das Fundament der offenen Schirmhalle hatte die Zeiten überdauert. Triebwagen T 31 musste am 20. Mai 1972 schon etwas zielen, um an dem aus etwas angehäuftem Schotter bestehenden Bahnsteig passgenau zu halten. Foto: Dieter Höltge (Archiv HMB)

Aber auch aus musealer Sicht ist der Haltepunkt Iggenhausen eine Bereicherung, können so doch mit nun immerhin neun Gebäuden die verschiedensten Ausführungen der einstigen Härtsfeldbahn-Haltepunkte und Bahnhöfe präsentiert werden: ein schlichter Haltepunkt ohne Gebäude an der Steinmühle, ein Bahnhof mit Wellblechbude an der Sägmühle, ein Haltepunkt mit hölzerner Schirmhalle in Iggenhausen und ein Bahnhof mit gemauerter Wartehalle in Katzenstein. Dazu gehören ein „richtiges“ Bahnhofsgebäude in Dischingen und der Bahnhof Neresheim als komplette Centralstation mit Empfangsgebäude, Lokschuppen, Lokbehandlungsanlagen und weiteren Schuppen für die verschiedensten Zwecke.

Auf der Rückfahrt von Katzenstein nach Neresheim fährt am 1. Mai 2023 Diesellok „JUMBO“ mit ihrem Zug im neuen Haltepunkt Iggenhausen ein. Man beachte den vielfältigen Schilderwald auf der rechten Seite. Foto: Jürgen Ranger

Und noch eine Einweihung fand am 1. Mai statt: zum ersten Mal zog die frisch für den öffentlichen Verkehr nun endlich zugelassene Diesellok D 4 "Jumbo" den Holzklasse - Zug, den sonst die Dampflok WN 12 fördert. An der Dampflok war den Winter über eine gründliche Hauptuntersuchung an Fahrwerk und Kessel mit aufwändigen Reparaturen durchgeführt und erfolgreich abgenommen worden. Bei der ersten Probefahrt kurz vor der Saisoneröffnung ist aber leider ein Stehbolzen zwischen Feuerbüchse und Kesselwand gerissen. Dieser sitzt an so ungünstiger Stelle, dass für die Reparatur der Kessel der Lok ausgebaut werden musste. Da die Ausbesserung etwas dauert, kommt solange die „neue“ Diesellokomotive „JUMBO“ zum Einsatz

Ein „Krokodil“ am Härtsfeldsee: Das Ankuppeln der Diesellok „JUMBO“ an den Zug in Katzenstein geschah so sanft, dass es von den vielen beobachtenden Fahrgästen sogar Beifall gab. Aus dieser etwas niedrigen Perspektive sieht man sehr gut die Kuppelstangen der Lok. Foto: Jürgen Ranger

Diese war 1954 von der Firma Arnold Jung Lokomotivfabrik aus dem Ortsteil Jungenthal von Kirchen (Sieg) für den Export gebaut worden (Fabriknummer 12022). Nach einer Präsentation auf der Hannover Messe fuhr sie als erstes Dieseltriebfahrzeug im Mai 1954 drei Wochen zur Probe über's Härtsfeld. Beteiligt daran war die Heidenheimer Firma Voith, deren Produkte in vielen Schienentriebfahrzeugen verwendet worden sind. Später kam die Lok nach Finnland und dann in die Schweiz, wo sie von den Härtsfeld-Museumsbahnern entdeckt wurde. Dank der Firma Voith kam sie im Herbst 2005 zurück auf's Härtsfeld, wo sie gründlich aufgearbeitet und nun endlich zugelassen wurde. 

Den Spitznamen „JUMBO“ hat sie übrigens in der Schweiz erhalten. Er passt so gut, dass sie auch auf dem Härtsfeld weiterhin so genannt wird. Technisch handelt es sich um eine „Krokodil“-Bauart. Die Lok besteht aus zwei Rücken an Rücken gekuppelten, zweiachsigen Antriebseinheiten, die mit einem gemeinsamen Führerhaus verbunden sind. Die Achsen der Antriebseinheiten sind jeweils mit Kuppelstangen verbunden. Schaut man etwas unscharf hin, könnte man tatsächlich meinen, dass diese wie Füße sind. In Verbindung mit den niedrigen Vorbauten ist eine Ähnlichkeit zu einem Krokodil jedenfalls nicht abzustreiten.

Diesellok „JUMBO“ ist am 1. Mai 2023 das erste Mal mit einem Personenzug am Streckenende in Katzenstein angekommen und gerade dabei, den Zug zu umfahren. Foto: Jürgen Ranger

Sie passt optisch erstaunlich gut zu den Zügen. Akustisch beeindruckend ist das Anfahren. Man könnte meinen, dass die Lok erst einmal tief Luft holt und dann den Zug ganz ohne Mühe und äußerst sanft wegzieht. Die Lokomotive soll zukünftig neben dem innerbetrieblichen Einsatz vor Arbeitszügen auch vor Sonderzügen für Gruppen zum Einsatz kommen. 

Jürgen Ranger